Die Alte Neustadt von 1812 bis 1945

1812/1813
Nach dem Abtragen der Häuser in Neustadt erhalten die Geschädigten vom König Bauland an der Straße nach Barleben zugewiesen. Bereits Ende 1812 ziehen die ersten Bewohner ein. Auf Wunsch des Königs Hieronymus Napoleon wurde die neu entstehende Stadt "Hieronymusstadt" genannt. Nach Abzug der Franzosen erhält die Stadt wieder den Namen Neustadt, der neue Teil wurde "Neue Neustadt", der stehen gebliebene Teil der Neustadt bekam den Beinamen "Alte Neustadt".

                     

                             Die Neue Neustadt 1813/1814

24. Mai 1814
Die verbündeten Armeen Preußens und Russlands ziehen von Norden durch die Neustadt kommend in Magdeburg ein. Zur Erinnerung an diesen historischen Tag ist am 24. Mai 1914 ein Denkmal an der Agnetenstraße/Lüneburger Straße in der Nähe vom Bahnhof Neustadt eingeweiht worden. Am gleichen Tag verlassen die geschlagenen Franzosen nach 8 Jahren Besatzung Magdeburg.

1817
Augusr Wilhelm Francke wurde Oberbürgermeister von Magdeburg. Ihm zu Ehren steht im Nordpark ein Denkmal. Er erwarb sich während seiner Amtszeit, die 1848 endete, große Verdienste

1823
August Leberecht Bodenstein gründete in der Sieverstorstraße 17 (jetzt 5-20) eine Zichorienfabrik, die etwas später in eine Brauerei umgewandelt wurde

21. März 1827
Der Nordfriedhof wurde eröffnet. Die Stadt Magdeburg kaufte von der Neustadt auf dem 1812/1813 abgetragenen Gelände ein Areal, um darauf den ersten städtischen Friedhof außerhalb der Festung einzurichten. Die Auftragserteilung an Peter Josef Lenne' zur Gestaltung des Friedhofs erfolgte 1824.

1843
In der Agnetenstraße 17 wird das neu gebaute Schulhaus dem Schulbetrieb übergeben

1846
Die Eisenbahnstrecke Magdeburg-Potsdam wird eröffnet

1849
An der Wittenberger Straße wurde der Nordbahnhof (Personen- und Güterbahnhof) eröffnet. 1850 baute man weiter nördlich einen Lokomotiv-Schuppen. Dieser Lokschuppen ist damit der älteste Magdeburgs und im Norden des ehemaligen Handelshafens heute noch zu besichtigen

1853
Das erste Magdeburger Gaswerk wurde in der Rogätzer Straße eingeweiht

1858
Der Kaufmann Schmiedecke gründete in der Weinbergstraße ein Fuhrunternehmen

1860
In der Endelstraße, Ecke Breiter Weg (später Hohepfortestraße) zieht in eine eigens dafür eingerichtete Kaserne das Trainbataillon des 4. Armeekorps ein und bleibt dort bis 1863. Sie wurden im Volksmund "Neustädter Blaue Husaren" genannt

11. April 1864
In Neustadt gründete sich der Verein "Association zur Anschaffung nötiger Lebensbedürfnisse", aus dem später der Konsum-Verein wird. In der Rogätzer Straße entsteht später das Zentrum des Konsums mit Verwaltung, Bäckerei und Fleischerei

1873
Am Herrenkrug wurde die Eisenbahnbrücke eingeweiht und im gleichen Jahr ist auch der Bahnhof Neustadt in Betrieb genommen worden

17. Dezember 1877
Die zweite Linie der Trambahn verkehrt zwischen Buckau und der Neuen Neustadt durch die Lüneburger Straße, nachdem die erste Linie im Oktober 1877 zwischen Sudenburg und Breiter Weg (Zschokkestraße) eingeweiht wurde

Mai 1884
Eröffnung der Trambahnlinie Hasselbachplatz (Gabelung) zur Endstelle Alte Neustadt. In der Rogätzer Straße 44 gründen die Gebrüder Buchard eine Zuckerfabrik. Im gleichen Jahr wurden auch die Rayonbeschränkungen nach Wegfall der Nordfront aufgehoben.
Damit sind der Bautätigkeit im Bereich Alte Neustadt keine Beschränkungen mehr auferlegt. Der Rückstand zum Bereich Neue Neustadt kann nunmehr wettgemacht werden.

1. Januar 1885
Die Allgemeine Ortskrankenkasse Magdedburg konstituiert sich und zieht später in die neu gebauten Häuser in der  Lüneburger Straße 5

1. April 1886
Der abgeschlossene Einigungsvertrag zwischen den Städten Magdeburg und Neustadt tritt am oben genannten Tag in Kraft. Damit ist die jahrhundertalte Selbständigkeit der Neustadt beendet. Mit der Eingemeindung der Neustadt und weiterer Kommunen wurde Magdeburg zur Großstadt

1886
Der Kaufmann Otto Sporkenbach gründet in der Ottenbergstraße eine Holzhandlung

1889
Der im Jahr 1887 begonnene Bau des Schulgebäudes in der Stendaler Straße 10 ist mit dem 1. Teil abgeschlossen. Die Schule wurde eingeweiht, der zweite Teil der Schule ist 1893 fertiggestellt worden

1892
Auf dem Gelände des späteren Hafens baute die Stadt einen "Sandfang" (Abwässer), der 1894 in Betrieb genommen wurde. Der Sandfan wird auch gegenwärtig noch genutzt

1893
Der 1888 begonnene Bau des Handelshafens wurde abgeschlossen. Die ersten Schleppkähne machten im Hafen fest

1894
Der Nordfriedhof wurde aufgelöst und nach den Plänen des Magdeburger Gartendirektors Schoch in einen Park umgewandelt, der den Namen Nordpark erhält.                 Im Hafen wird 1894 die Hubbrücke eingeweiht

25. August 1895
Der Magdeburger Gartenverein eröffnet auf dem ehemaligen Festungsgelände eine Gartenbauausstellung, die nach dem Ende der Ausstellung 1897 in einen Park umgewandelt wird und den Namen Königin-Luise-Garten erhält

16. August 1886
In der Wittenberger Straße, Eingang Hafen, nimmt das 1. Magdeburger Elektrizitätswerk den Betrieb auf

25. August 1897
Auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz wird das Denkmal Kaiser Wilhelm I aufgestellt
1922 Staatsbürgerplatz
1933 Kaiser-Wilhelm-Platz
1945 Deutscher Platz
1951 Boleslaw-Biwerut-Platz
1990 Universitätsplatz

31. Oktober 1898
Grundsteinlegung für die Martinskirche am Dräseckeplatz

            
              
Bau der Martinskirche, Foto Archiv Martinsgemeinde

1898 Am Luisengarten wird die "Villa Bennewitz" gebaut, jetzt Kaiser-Otto-Ring 3

31. Dezember 1899
Am Skagerrakplatz wird die Deutsch-Reformierte Kirche eingeweiht

1900
Die Magdeburger Mühlenwerke werden gegründet

18. Juni 1901
Das vom Vaterländischen Frauenverein in Auftrag gegebene Königin-Luise-Denkmal wird im Luisengarten aufgestellt Am 23. Juni 1901 erfolgte  die Aufstellung des Gutenberg-Denkmals an der (jetzigen) Gareisstraße

1903
Die neu erbaute Königsbrücke wurde für den Verkehr freigegeben. 1904 erfolgte dann der Bau einer Holzbrücke über die Alte Elbe

24. April 1907
Mit dem Bau der Knaben- und Mädchenschule in der Peter-Paul-Straße 34 ist begonnen worden. Die Knabenschule ist 1908 und die Mädchenschule 1910 eingeweiht worden

1907
Das Francke-Denkmal wurde von der Hauptwache in den Nordpark verlegt.

          Das Francke-Denkmal im Winter 2010, Foto H.Mittank

19. Mai 1908
Die Magdeburger Kaffeerösterei "Kathreiner" nahm in der Hafenstraße 8 die Produktion auf

10. Dezember 1912
In der Wittenberger Straße 4 (jetzt Papenburg-Privatweg 7) wird das "Apollo-Lichtspieltheater" eröffnet

Das Appollo-Theater 1914 und als Wohnhaus 2010 (Foto Privatarchiv und H.Mittank 2010)

   Früher Wittenberger Straße 4, jetzt Papenburg-Privatweg 7                

1914 - 1918
Der 1.Weltkrieg bürdet den Einwohnern von Alte Neustadt Lasten und Leid auf

1. August 1918
Infolge Einführung der Verkehrssteuer erhöht sich der Tarif der Straßenbahn von 10 auf 15 Pfennig

1922
In der Rogätzer Straße 61 gründet Becker & Schmidt eine Schokoladenfabrik

1924
Die GAGFAH baut zwischen Rogätzer Straße/ Lostauer Straße und Deneckestraße Einfamilienhäuser

April 1927
Am Skagerrakplatz wird der Hasselbachbrunnen aufgestellt, der vordem am Hasselbachplatz stand

1. Juli 1927
Die AOK bezieht ihr neues Gebäude in der Lüneburger Straße

4. Juni 1932
In der Hohepfortestraße, kurz vor der Einmündung der Agnetenstraße, kam es zu blutigen Auseinandersetzungen zwischen Anhängern der KPD und des Reichsbanners einerseites und den Nationalsozialisten andererseits. Es gab 6 Schwerverletzte

1935
Der Konsumverein wird durch die Nazis liquidiert

1937
An der Königstraße, Ecke Hohepfortestraße baut der Reichsarbeitsdienst (RAD) ein Dienstgebäude

8. Oktober 1938
Die Holzhandlung Pasemann an der Rogätzer Straße brennt vollständig nieder

1938
In der Hansastraße, Ecke Königstraße errichtet das Magdeburger Arbeitsamt ein Dienstgebäude (war vorher im Hohepfortewall)

1. September 1939
Der Zweite Weltkrieg beginnt mit dem Einmarsch der deutschen Truppen in Polen

1940
Das Gaswerk in der Rogätzer Straße wird stillgelegt

1940/1941
In Magdeburg wurde das "Bunkerbauprogramm" realisiert. In Alte Neustadt werden der Hochbunker im Nordpark und ein Bunker im Hafen gebaut (Speicher L)

1944
Wegen der zunehmenden Luftangriffe auf Magdeburg werden cirka 65 000 Magdeburger Mütter und Kinder in die Börde und in die Altmark evakuiert.

1945
Während des schwersten Luftangriffs auf Magdeburg am 16. Januar wird u.a. die Alte Neustadt zu 80 % zerstört. Das ist die 5. Zerstörung nach 1812, 1550, 1631 und 1812/1813. In der Lüneburger Straße wurde eine Panzersperre errichtet, um den Vormarsch der amerikanischen Truppen zu erschweren. Die Eisenbahnbrücke am Herrenkrug und die Straßenbrücke (Hindenburgbrücke) über die Elbe wurden von der Wehrmacht gesprengt. Am 18. April dringen Angehörige der 9. US-Armee in den Nordbunker ein. Oberbürgermeister und andere Nazi-Größen wurden festgenommen.

Der Einmarsch der amerikanischen Armee in Magdeburg, Foto Privat

8.Mai 1945
Der Zweite Weltkrieg ist mit der bedingungslosen Kapitulation Deutschlands zu Ende